- Freitag, 12. September, 19 Uhr
- "Das Paradies der kleinen Leute: Träume-Bilder-Glaube"
Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger
Vortrag, Frauenkirche
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Seit alters her existieren im Denken der Menschen reiche und vielfältige Vorstellungen und Bilder für "Paradies".
Mit Beispielen und daraus entwickelten Fragen spannt der Vortrag einen Bogen von der antiken Idee Arkadiens und dem märchenhaften Traumbild vom Schlaraffenland über alte Orts- und Flurnamen, über "Paradies" Bezeichnungen in der Baukunst und über den Glauben der "einfachen Leute" früherer Zeiten bis zu heutigen Vorstellungen vom Garten Eden.
Himmel und Hölle, so beschrieb ein italienischer Müller in einem Ketzerprozess um 1600 sein Weltbild, seien wie "der Käse und die Würmer". Selten erfahren wir über damaliges Glauben und Denken so genau wie im Protokoll des Gerichtsschreibers. Denn die sogenannten einfachen Leute konnten nicht schreiben. Und sie erzählten solche Vorstellungen selten – schon gar nicht den Gebildeten, den Richtern oder den Pfarrern.
Frau Dr. Köhle-Hezinger leitete von 1998 – 2011 den Lehrstuhl für Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft) der Friedrich – Schiller - Universität in Jena.
- Samstag, 13. September, 11.15 Uhr
- "Paradiesvorstellungen in der Bildenden Kunst"
Vortrag Dr. Ilonka Czerny, Musik Felix Muntwiler
Matinee, Münster St. Paul
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Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Matineen im Münster St. Paul spricht Dr. Ilonka Czerny, Kunsthistorikerin und Referentin für Kunst an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, über die ikonografische Entwicklungsgeschichte des Paradies-Motivs bis hin zur Gegenwart. Felix Muntwiler begleitet den Vortrag mit Musik.
Frau Dr. Czerny zu Ihrem Vortrag:
"Das Paradies ist da, wo ich bin" (Voltaire)
Dieses Zitat des französischen Schriftstellers wirkt wie ein Paradigma. Letztlich resultiert es aus einem jahrhundertealten Wunschdenken nach der Paradies-Verortung und -Vorstellung. Ist das Paradies eine existierende Realität auf Erden, ein erfüllbarer Wunschtraum im Diesseits, eine himmlische Verheißung oder eine unerreichbare Utopie im Nirgendwo? Bereits im Alten Orient und in der hellenistischen Antike wurde eine Gegenwelt zum beschwerlichen Diesseits transportiert und u.a. in der Genesis schriftlich überliefert. Die künstlerischen Darstellungen des christlichen Paradieses reichen bis ins frühe Christentum zurück und inspirieren zeitgenössische Künstler noch immer.
- Sonntag, 14. September, 13 Uhr
- Roland Kranz, "Armierung"
Kunstaktion, Unterführung Marktplatz - Untere Beutau
Die Unterführung wird mit Armierungsgitter temporär verschlossen.
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Der Werkzyklus "Öffnen" untersucht die Beschaffenheit von Grenzen, die Beschaffenheit der "Elemente", die uns von der anderen Seite trennen, uns aussperren, uns beschützen.
Die Kunstaktion "Armierung" - eine temporäre Schließung der Unterführung vom Marktplatz zur Unteren Beutau mit Armierungsgitter - verlässt die virtuelle Dimension des Videos, das Roland Kranz im Schwörhof zeigt, und verdeutlicht dessen letzte Einstellung. Während der Kunstaktion wird der Öffnungszustand sinnlich greifbar und verlangt vom Betrachter, einen Umweg zu erkunden, um die Kunstorte auf der anderen Straßenseite erreichen zu können.
- Sonntag, 14. September, 14 - 17 Uhr
- Judith Wenzelmann, "Schlauchspuler"
Performance, Blarerplatz
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Bei ihrer Performance "Schlauchspuler" auf dem Blarerplatz werden von Judith Wenzelmann in drei Stunden knapp zwei Kilometer Folie umgespult. Eine dafür entwickelte Konstruktion lässt neue Formen wachsen. Dabei ist der Arbeitsprozess schneller durchschaut, als der Sinn des ganzen Unterfangens. Und dann schaukelt auch noch roter Tee herum...
Judith Wenzelmanns zweiteilige Installation "Opferstöcke und Fruchtbefall" ist in der Franziskanerkirche und in fünf Bäumen auf dem Blarerplatz zu sehen.
- Sonntag, 14. September, 17 Uhr
- Matthias Kunisch, "Garten mit Austritt für Adam und Eva", Künstlerfest
Villa Nagel, Ebershaldenstr.5
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Ein im ausgehenden 19. Jahrhundert herrschaftlich angelegter Garten auf ehemaligem Weinberggrund. Jahrzehnte verwahrlost und vermüllt, von Flora und Fauna zurückerobert bis zur schieren Unsichtbarkeit der ursprünglichen Anlage. Jetzt wieder gerodet, ist dieser Garten ein trefflicher Ort, um bei Wein, Wasser und Brot, bei freiem Eintritt und einem Austritt für Adam und Eva über postparadiesische Befindlichkeiten und Kunst zu reflektieren. Eingeladen sind alle Besucher des Ausstellungsprojekts "Garten Eden", des Tags des offenen Denkmals und alle beteiligten Künstler.
- Sonntag, 14. September, 19 Uhr
- Michael Schindler zur Installation "cloud"
Abendmesse, Münster St. Paul
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Der frühere Esslinger Pastoralreferent Michael Schindler predigt zur Installation "cloud" des Künstlers Bertl Zagst, die während des Ausstellungsprojekts "Garten Eden" unter dem Gewölbe des Münsters schwebt. Das Kunstobjekt "cloud" nimmt Bezug auf die omnipräsente digitale Welt, erinnert aber zugleich an die uralte biblische Rede von der Wolke als Bild der geheimnisvollen Gegenwart Gottes. Es ist ein wahrhaft spannungsvolles Motiv für eine gottesdienstliche Feier.
- Samstag, 20. September, 13 Uhr
- Clara Joof und Claus Staudt, "Ich war im Zoo Gottes"
Performance, Stadtbücherei
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Die Performance "Ich war im Zoo Gottes" mit Clara Joof und Claus Staudt agiert in Staudts gleichnamiger Installation im Obergeschoss der Stadtbücherei.
"Ich war im Zoo Gottes" ist eine groteske, sehr erzählerische Versuchsanordnung, in der viel versucht wird, ohne es richtig in Ordnung zu bringen, und das auch noch in der Stadtbibliothek Esslingen. Ganz versteckt in dieser wunderbaren Ordnung gibt es eine zentrale Überschrift, die da lautet: die Entzauberung der Welt und ihre Re-mystifizierung. Die Versuchsanordnung ist eine recht transparente Installation, in der neben Agrar- und Bioindustrie auch klassisch konservative Bildmittel wie Schnitzkunst und Zeichnung ihren Platz haben, und es gibt einen kleinen Mitmachbereich.
- Samstag, 20. September, 15 - 18 Uhr
- "Paradiesische Genüsse"
(für Augen und Gaumen)
K. und K. Entenmann mit Birgit Schübelin: Performance "Herzblatt"
und Bertl Zagst: Führung zur Installation himmelwärts
Garten Entenmann, Camererweg 60
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Familie Entenmann lädt ein in ihren paradiesischen Garten im Esslinger Stadtteil Hegensberg – Liebersbronn.
Die Künstlerin Birgit Schübelin zeigt ihre Performance "Herzblatt":
Ausgehend von während des Projekts Garten Eden gemessenen Herzfrequenzen erarbeitet sie vor Ort eine großformatige Bleistiftzeichnung.
Der Künstler Bertl Zagst führt zu seiner Installation "himmelwärts", die nur an diesem Tag ganz aus der Nähe betrachtet werden kann.
Außerdem stehen Genüsse für den Gaumen bereit.
Parken Sie wenn möglich am Jägerhaus, von dort führt ein schöner Fußweg zum Camererweg.
- Mittwoch, 24. September, 17.30 Uhr
- Naturparadies Innenstadt – Alles nur Unkraut?
Rundgang mit Reinhold Beck, Naturkundeverein
Treffpunkt Brunnen Altes Rathaus
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So international wie ihre Bewohner ist auch die Natur in der Stadt.
Pflanzen aus aller Welt haben sich hier mit fast unglaublicher biologischer Kraft an oft unwirtlichen Orten zwischen Steinen, Beton und Teer angesiedelt. Sie bevölkern Boden- und Mauerritzen, Straßen und Gehwege, Dachrinnen und innerstädtische Brachflächen.
Bei einem Rundgang mit Reinhold Beck vom Naturkundeverein zu solchen Esslinger "Paradiesgärtlein" lernen die Teilnehmer einige dieser Stadtpflanzen kennen und erfahren mehr über ihre Lebensweise und Bedeutung.
- Freitag, 26. September, 19 Uhr
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- Annemarie Hein spricht über die Entstehung ihrer Arbeit "Tod des Enkidu"
Musikalischer Rahmen: "Sonnenklang" EXVOCO, als Gast Alena Leja
Münster St. Paul
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"Ausgangspunkt meiner Arbeit war die Konfrontation mit dem Tod einer langjährigen Freundin, die meinem Herzen nach vielen Jahren immer noch sehr nahe steht, und meine Rede ist ein Aufstieg aus der Klage, ein Herausschälen aus dem Wehe. Sie enthält einen Blick auf den Tod und darüber hinaus in das Licht des inneren Paradieses im Gefolge der Beschäftigung mit dem alten Mythos, der die Menschheit seit dem Anbeginn ihrer Geschichte begleitet.
Ich glaube nämlich, dass es ein Ideal gibt, das über der Erde liegt und sie durchdringt. Das Ideal des Paradieses, das keine bloße Schöpfung der Fantasie ist, sondern letzte Wirklichkeit, in der alle Dinge sind und der alle Dinge zustreben.
Die großartigen Klang- und Vokalkünstler des Ensembles EXVOCO mit Hanna Auerbacher, Ewald Liska und Alena Leja bereichern den Vortrag mit einem paradiesischen Jubilus." Annemarie Hein
- Sonntag, 28. September, 17 Uhr
- Ökumenischer Kunstgottesdienst
mit Pfarrer Peter Schaal-Ahlers, Pastoralreferent
Michael Schindler und Künstlern
Frauenkirche
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Am letzten Tag des Ausstellungsprojekts Garten Eden findet in der Frauenkirche in Esslingen ein Kunstgottesdienst statt, der die Paradiesgeschichte thematisieren wird.
Kunst wie christlicher Glaube deuten das Leben. Beide ringen mit der Sehnsucht nach einem Leben in Würde und Frieden. Das Paradies wäre der Ort, an dem man selbstvergessen leben könnte. Aber wir leben nicht im Paradies.
Jede Tageszeitung, jede Nachrichtensendung berichtet von schlimmen Konflikten und Abgründen. Kunst und Glaube wissen schmerzlich darum, was nach der Vertreibung aus dem Paradies fehlt. Ist der Garten Eden nur der Blick zurück oder nährt er auch unsere Hoffnung?
- Sonntag, 28. September, 18 Uhr
- Finissage, Salemer Pfleghof
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Ein zwangloses Zusammentreffen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler und des Kunstpublikums ohne offizielle Reden und Verlautbarungen. Persönliche Begegnungen und Gespräche und ein Kaleidoskop aus Bildern des Projekts.